Schiele, Egon, * 12. 6. 1890 Tulln (NÖ.), ? 31. 10. 1918 Wien, Maler und Graphiker, einer der bedeutendsten ö. Künstler des 20. Jh.
Besuchte 1906-09 die Wr. Kunstakad. und war 1909 Gründungsmitgl. der "Neukunstgruppe", ab 1909 beteiligte er sich an zahlr. ö. und internat. Ausstellungen.
Breitere Anerkennung erlangte er erst kurz vor seinem Tod durch eine Gemeinschaftsausstellung in der Secession.
S. entwickelte bes. unter dem Einfluss von G. Klimt (Freundschaft ab 1907) und der ostasiat. Kunst einen unverwechselbaren Stil: Er verband eine ornamental bestimmte Flächengliederung mit einer expressiven Bildsprache von oftmals intensiver Farbigkeit.
Die Selbstbildnisse, Porträts, Aktdarstellungen und Figurenbilder, die neben Landschaften die themat. Schwerpunkte in S. Schaffen bilden, drücken oft Leiden, Schmerz und Einsamkeit aus und bewegen sich häufig im Spannungsfeld von Tod und Eros.
Die erot. Unmittelbarkeit seiner Aktzeichnungen und -aquarelle erwies sich weniger problematisch als S. Interesse am Umgang mit und an der Darstellung von Minderjährigen, was ihm eine Verurteilung und kurze Gefängnisstrafe (in Neulengbach bzw. St. Pölten) einbrachte.
Gegenüber den Landschaften und den Figurenbildern der Zeit vor 1915, die eine oftmals ungewöhnl. Perspektive kennzeichnet, wird in den Spätwerken eine Tendenz zur Beruhigung und Harmonisierung deutlich.
Die Werke S. sind weltweit in vielen bedeutenden Sammlungen vertreten. In einem eig. S.-Archiv verwahrt die Wr. Albertina neben einem Hauptteil seiner Zeichnungen und Aquarelle die umfangreichste Smlg. von S.-Dokumenten. S.-Museum in Tulln.